Das Abendbrot ist eine alte, deutsche Esstradition, die im Norden und Nordwesten Deutschlands ihren Anfang nahm. Anders als wir es heute kennen, wurde damals zum Abend nicht warm gegessen, sondern es gab mit Käse oder Wurst belegte Roggenbrotscheiben, die mit einer Kanne Tee genossen wurden. Doch wie nahm die Tradition des Abendbrots überhaupt ihren Lauf?
Im späten Mittelalter, so um das 14. Jahrhundert herum, florierte der Handel im Norden Deutschlands. Die Bewohner der Handelsgebiete hatten aus diesem Grund Zugriff auf wertvolle Zutaten, aus denen ein gutes Essen zubereitet werden konnte: Roggenmehl für Sauerteig, Milchrahm für Butter und Salz zum Konservieren der Butter. Möglicherweise kamen auch vorher schon Butterbrote auf den Tisch, doch genau lässt sich der Beginn der Brottradition nicht mehr bestimmen. Wie kam es dann zur Abendbrot-Tradition?
Die Geschichte des Abendbrots
Früher wurde die Hauptmahlzeit des Tages am Mittag im Kreis der Familie eingenommen. Dann gab es meist eine richtig deftige und warme Hausmannskost, damit die Arbeiter der Familie wieder Kraft für die nächste Arbeitsphase bekamen. Am Abend wurde dann nicht mehr groß gekocht. Zwar wurden auch gern etwas „Kleines“ wie Pfannkuchen oder Milchsuppen aufgetischt, aber auf dem massiven Eiche – Esstisch fanden sich meist immer ein Laib Brot, Butter sowie Käse oder Wurst. Das „Abendbrot“ in seiner Urform war geboren.
Einige Jahrhunderte später breitete sich die Butterbrot-Kultur auch in Richtung Süden aus, denn im 19. Jahrhundert standen den Menschen neue Konservierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Neben Wurst und Käse wurden die Brotscheiben auch mit Marmelade bestrichen. In den Zwanziger Jahren veränderte sich die Esskultur aufgrund der neuen Alltagsanforderungen erneut: Die körperliche Belastung der deutschen Arbeiter sank aufgrund des technischen Fortschritts. So nehmen wir heute an, dass die Menschen aufgrund dieser Erleichterung ihren Speiseplan anpassten und fortan am Abend nur noch ein reines Abendbrot aßen – gern in familiärer Gesellschaft mit einer Gewürzgurke und einer Kanne Tee als Beilage.
Doch die Entwicklung der abendlichen Esstradition war noch nicht am Ende: Heute, am Anfang des 21. Jahrhunderts, wird meist am Abend warm gegessen. Denn tagsüber sind wir in der Regel bei der Arbeit, in der Uni oder in der Schule. Erst am Abend erhalten wir die Gelegenheit, gemeinsam mit der Familie eine Mahlzeit einzunehmen. Dann möchten wir aber gern etwas „Richtiges“ essen.
Das heißt, wir bevorzugen anders als in der Vergangenheit eher eine warme Mahlzeit, beispielsweise mit Fleisch, Gemüse und anderen Beilagen. So können wir den Abend lecker und reichhaltig ausklingen lassen und uns vielleicht auch für den geschafften Tag belohnen. Nur wenige essen in Deutschland am Abend noch ein klassisches Abendbrot. Das gibt soweit, dass manche Medien schon besorgt fragten, ob das Abendbrot aussterben würde.
Ist das Abendbrot überholt?
Dennoch spielt Brot weiterhin eine große Rolle in unserer Ernährung: Wir Verbraucher haben die Wahl aus unzähligen Brotsorten (unter anderem Mischbrot, Roggenbrot, Pumpernickel, Weißbot, Toast, Eiweißbrot oder Körnerbrot) und noch mehr Möglichkeiten zum Belegen. Wie wäre es zum Beispiel mit Butter, Margarine, Marmelade, Frischkäse, Nussnougat- oder anderen Aufstrichen, mit hunderten verschiedenen Käse- oder Wurstsorten zum Belegen, oder sogar mit vegetarischen und veganen Variationen oder auch Schokoladenscheiben für den süßen Zahn? Beliebt bei Gemüsefreunden sind zudem Gemüsescheiben oder -schnitze von Gurke, Paprika, Radieschen Tomaten und Co. Manch einer streut zum krönenden Abschluss auch noch eine Prise Salz oder Pfeffer auf sein Werk, um es anschließend genüsslich zu verspeisen.
Immer weniger Haushalte in Deutschland essen am Abend das klassische Abendbrot, denn der Trend geht immer stärker in Richtung Abendessen. Doch wenn Sie nun Lust haben, demnächst eine moderne Abendmahlzeit gegen das klassisch-traditionelle Pendant auszutauschen, wird es Ihnen sicher trotzdem nicht an Gemütlichkeit und der Freude am Essgenuss mangeln. Besorgen Sie sich einen schönen Brotlaib und Zutaten zum Belegen. Denken Sie auch an Gewürzgürkchen und an eine Kanne mit Tee (unsere Empfehlung: Schwarztee, der in der Tasse mit einem Schuss Milch verfeinert wird). Wir wünschen Ihnen guten Appetit!
Regionale Unterschiede zeigen sich vor allem im Namen des Butterbrots
Regional unterscheidet sich das Butterbrot innerhalb Deutschlands vor allem im Sprachgebrauch. Während in Berlin und in der Heimat des Butterbrots, dem Nordwesten Deutschlands, die Brotscheibe einfach „Stulle“ oder „Schnitte“ genannt wird, zog ganz Deutschland mit ähnlich urig klingenden Bezeichnungen nach.
„Fieze“ darf man zum Beispiel im Erzgebirge sagen, ohne komisch angeschaut zu werden. In Sachsen wird die Brotscheibe „Bemme“ genannt, im Ruhrgebiet „Kniffte“ und im Saarland heißt sie „Butterschmeer“. „Bütterken“ nennen die Niederrheiner das Butterbrot, „Donge“ ist die Bezeichnung im Siegerland.
Aber wo auch immer Sie wohnen: „Butterbrot“ schmeckt überall.